Sonntag, 13. Juli 2014

Der Drache spinnt!

Wie bereits in den letzten beiden Jahren trafen sich allerlei Faser-Verrückte auf dem Hilshof in Winternam zum Drachenfest. Wir als WeberTreff waren in diesem Jahr das erste Mal auch dabei!
Untergebracht in einem Teil der Scheune, welcher auch als Stall genutzt wird, mussten wir uns erst etwas an den ländlichen Duft gewöhnen, waren jedoch bei dem wechselhaften Wetter froh ein festes Dach über dem Kopf zu haben.


Trotz des nassen Segens von oben war das Fest gut besucht und auch in unserer "Webstube" war so einiges los: Groß und Klein konnten sich am Musterwebstuhl Klick ausprobieren und erste Erfahrungen mit einem Schaftwebstuhl machen, ein wenig verstehen wie das eigentlich funktioniert, das Weben.
An Nagelbrettrahmen wurden mit Teppichlunte von Ingrid Frank Topfuntersetzer und Sitzkissen in Diagonal- oder Paralleltechnik  gewebt. Anschließend konnten sich unsere Gäste nach vollbrachtem Werk auf einem großen AutogrammPlakat  mit einem Gruß verewigen.



Nach dem Wollmarkt in Kuchenheim 2012 war dies nach langer Zeit mal wieder eine gemeinsame Aktion, bei der wir uns als WeberTreff nach außen dargestellt haben. 

Der erste Tag war ziemlich stressig! Obwohl wir schon am Freitag  den Stand zu dritt grob vorbereitet hatten, war am Samstag doch noch einiges zu räumen und an Ort und Stelle zu rücken. Als Vorführaktion haben wir sogar am Stand den Webstuhl David komplett eingerichtet, vom Aufbäumen bis hin zum Weben. Ein Aufwand, der viel zu groß war; aber hinterher ist man immer schlauer. Am Sonntag hatten wir uns dann gut eingerichtet (weniger ist mehr) und jede Menge Spaß mit unseren Gästen!

Zu guter letzt noch für alle, die Interesse an dem Gewebe auf unserem David hatten/haben, die Patrone:
Kommentar eines Besuchers: " Ich glaube, ich habe noch Restalkohol, das ist ja ganz schön schräg!"


Und zu allerletzt noch ein paar Links zu anderen Berichten über das Drachenfest 2014:
Stockumer Wollerkstattcreative weavingHilshof

Und, sehen wir uns dort, in zwei Jahren, wenn der Drache wieder spinnt und webt?!

Sonntag, 6. Juli 2014

Zeitreise

Am 21. Juni unternahmen wir eine Reise in die Geschichte einer ganz speziellen Weberei, die normalerweise nicht öffentlich zugänglich ist. In Wülfrath liegt etwas versteckt in traumhafter Landschaft die Band- und Docht-Weberei der Familie Meckenstock. Hier lebt im Wohnhaus auf dem Gelände Hannelene Meckenstock. Ihr Großvater baute die Weberei auf, die schon um 1865 in Betrieb genommen wurde.

Produziert wurden Lampendochten aller Art, Glühstrümpfe für Petroleumkühlschränke (wir sagen nur 50.000 Glühstrümpfe für Kuba), Wischmops, Polierbürsten, Schmierkissen für Dampflokomotiven und Waggons, für „Hunte“ im Bergbau und weitere ganz unterschiedliche in der damaligen Zeit innovativen Produkte. So wurde z.B. für einen Staubsaugerhersteller ein Polieraufsatz für die Bodensaugbürste entwickelt.


In Spitzenzeiten gab es in der Produktion bis zu 20 Mitarbeiter/innen, und die Produkte wurden in die ganze Welt verschickt. Frau Meckenstock kann so vieles erzählen. Alte Auftragsbücher und unzählige Unterlagen finden sich noch im "Kontor", alte Produktmuster, alte Stühle, viel Material, alte Nähmaschinen und und und.... . Wir konnten nur staunen und eintauchen in vergangene Zeiten. Die ganze Weberei steht unter Denkmalschutz.

Einige Maschinen sind noch in Betrieb, zwei mechanisierte Webstühle mit Lochkarten- und Nockensteuerung, Spulmaschinen für Kopse, Schuss- und Kettspulen. Aktuell werden Dochte und vor allen Dingen Schmierkissen für Dampflokomotiven hergestellt. Wer z.B. mit dem Rasenden Roland auf Rügen oder der Schmalspurbahn im Harz unterwegs ist, kann gewiss sein, dass die Achsen der Dampflokomotiven mit Hilfe von Schmierkissen aus Wülfrath gut geölt werden.


Durch einen Artikel in der „Adventszeit 2014“, einer Zeitung des Erzbistums Kölns, entdeckten Matthias und Sabine die Weberei, von der sie vorher noch nichts gehört hatten. Da es Winterzeit war, und die Weberei auch heute noch nur mit zwei Kohleöfen geheizt wird, wurde ein erster Besuch für das kommende Frühjahr vereinbart. Seither geht Matthias bei Frau Meckenstock „in die Lehre“. Hier einige Eindrücke vom Vorbereiten der Kettspulen und der Schusskopse:


So einige Webstuhl-Schätzchen möchte Frau Meckenstock noch mit Hilfe von Matthias wiederbeleben. Zusätzliche Unterstützung gibt es auch von anderen Seiten, z.Bsp. durch das Bandwebermuseum in Wuppertal. Dort ist aktuell eine Ausstellung über die Geschichte der Bandweberei Meckenstock zu sehen: „Heimliche Helfer - Schmaltextilien der besonderen Art“. Zum Abschluss gab es Kaffee und Kuchen im Wohnzimmer. Auch dort erzählen viele Einrichtungsgegenstände alte Geschichten. Vielen Dank an Frau Meckenstock und Matthias für diese Zeitreise an einem wunderbaren Samstagnachmittag!