Sonntag, 6. Juli 2014

Zeitreise

Am 21. Juni unternahmen wir eine Reise in die Geschichte einer ganz speziellen Weberei, die normalerweise nicht öffentlich zugänglich ist. In Wülfrath liegt etwas versteckt in traumhafter Landschaft die Band- und Docht-Weberei der Familie Meckenstock. Hier lebt im Wohnhaus auf dem Gelände Hannelene Meckenstock. Ihr Großvater baute die Weberei auf, die schon um 1865 in Betrieb genommen wurde.

Produziert wurden Lampendochten aller Art, Glühstrümpfe für Petroleumkühlschränke (wir sagen nur 50.000 Glühstrümpfe für Kuba), Wischmops, Polierbürsten, Schmierkissen für Dampflokomotiven und Waggons, für „Hunte“ im Bergbau und weitere ganz unterschiedliche in der damaligen Zeit innovativen Produkte. So wurde z.B. für einen Staubsaugerhersteller ein Polieraufsatz für die Bodensaugbürste entwickelt.


In Spitzenzeiten gab es in der Produktion bis zu 20 Mitarbeiter/innen, und die Produkte wurden in die ganze Welt verschickt. Frau Meckenstock kann so vieles erzählen. Alte Auftragsbücher und unzählige Unterlagen finden sich noch im "Kontor", alte Produktmuster, alte Stühle, viel Material, alte Nähmaschinen und und und.... . Wir konnten nur staunen und eintauchen in vergangene Zeiten. Die ganze Weberei steht unter Denkmalschutz.

Einige Maschinen sind noch in Betrieb, zwei mechanisierte Webstühle mit Lochkarten- und Nockensteuerung, Spulmaschinen für Kopse, Schuss- und Kettspulen. Aktuell werden Dochte und vor allen Dingen Schmierkissen für Dampflokomotiven hergestellt. Wer z.B. mit dem Rasenden Roland auf Rügen oder der Schmalspurbahn im Harz unterwegs ist, kann gewiss sein, dass die Achsen der Dampflokomotiven mit Hilfe von Schmierkissen aus Wülfrath gut geölt werden.


Durch einen Artikel in der „Adventszeit 2014“, einer Zeitung des Erzbistums Kölns, entdeckten Matthias und Sabine die Weberei, von der sie vorher noch nichts gehört hatten. Da es Winterzeit war, und die Weberei auch heute noch nur mit zwei Kohleöfen geheizt wird, wurde ein erster Besuch für das kommende Frühjahr vereinbart. Seither geht Matthias bei Frau Meckenstock „in die Lehre“. Hier einige Eindrücke vom Vorbereiten der Kettspulen und der Schusskopse:


So einige Webstuhl-Schätzchen möchte Frau Meckenstock noch mit Hilfe von Matthias wiederbeleben. Zusätzliche Unterstützung gibt es auch von anderen Seiten, z.Bsp. durch das Bandwebermuseum in Wuppertal. Dort ist aktuell eine Ausstellung über die Geschichte der Bandweberei Meckenstock zu sehen: „Heimliche Helfer - Schmaltextilien der besonderen Art“. Zum Abschluss gab es Kaffee und Kuchen im Wohnzimmer. Auch dort erzählen viele Einrichtungsgegenstände alte Geschichten. Vielen Dank an Frau Meckenstock und Matthias für diese Zeitreise an einem wunderbaren Samstagnachmittag!


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