Mittwoch, 24. November 2021

Stubenitsky Code 1:2 - 21. November 2021

Es gibt dieses Mal zwar keine Bilder vom Treffen, dafür aber einen Einblick in den Stubenitsky Code!
Marian Stubenitsky ist eine Weberin in den Niederlanden. Hier der Link zu ihrer Website: weefschool - Marian Stubenitsky

Wir haben uns mit dem Code 1:2 beschäftigt, bei dem die beiden Bindungen Köper 1/2 und Panama 2/1 miteinander „spielen“. Beide Bindungen, sowohl der  Köper als auch der  Panama, sind mit dem gleichen Einzug und der gleichen Trittfolge zu weben. Für den Panama müssen zwei weitere Hebungen angebunden werden.


Die "Spielwiese" wird von drei auf vier Schäfte erweitert:

 

Schaft 1 bekommt beim Stubenitsky-Code eine Sonderrolle, er arbeitet als Bindungsschaft, „tie shaft“. Es handelt sich also um Gewebe mit zwei Kettsystemen, einem Bindungsschaft und weiteren Musterschäften. Vor allen Dingen bei mehr als vier Schäften wird diese Betrachtungsweise offensichtlicher. Schaft 1 wird durchgehend mit jedem dritten Kettfaden belegt, abwechselnd mit zwei Kettfäden, die entweder auf 2 und 3, oder auf 3 und 4 eingezogen werden. Der Stubenitsky-Code bezeichnet das Verhältnis vom Bindungskettfaden (immer nur einer) zu den Muster-Kettfäden, in diesem Fall lautet der Code also 1:2. 
 
Und so sieht das Spiel aus. Zwei zusätzliche Hebungen mischen das Ganze auf. In jeweils zwei Partien sind die „reinen“ Bindungen (Köper und Panama) zu sehen, in den beiden anderen Partien jeweils eine Bindung, die sozusagen zwischen den beiden Bindungen liegt. Die beiden rot markierten zusätzlichen Hebungen zeigen, welche Partie sie jeweils vom Köper in einen Panama umwandeln:

 
Beispielhaft oben links: Die beiden zusätzlichen Hebungen betreffen die Tritte 2 und 3. Diese werden in der unteren Trittpartie genutzt. Gleichzeitig betreffen sie die Schäfte 2 und 3. In der unteren Trittpartie betrifft dies die linke Partie. Dort ist also der Panama zu sehen. Es spielen also jeweils 4 unterschiedliche Bindungen mit. 

Werden drei zusätzliche Hebungen angebunden, so ergibt sich jeweils eine reine Tritt- oder Einzugspartie im Panama und eine „Mischpartie“:

 
Interessant ist ein Gewebe, in dem sozusagen Fenster erscheinen. Links ein klassisches Partiengewebe, welches für jede Einzugspartie 3 separate Schäfte benötigt und für jede Trittpartie 3 separate Tritte: also insgesamt 6 Schäfte und 6 Tritte. Im „Fenster“ erscheint ein figurierter K 1/2, welcher ganz „normal“ über den Einzug gestaltet werden kann. Rechts das Ganze nach Stubenitsky. Jeder dritte Kettfaden ist auf Schaft 1 eingezogen. Abweichend wird in den das „Fenster“ umgebenden Partien nicht auf 3 und 4 eingezogen, sondern nur auf Schaft 4, der ja in der mittleren Partie nicht angesteuert wird. Das gleiche gilt für die Trittpartie.  


Was in den Fenstern so ausschaut wie ein normaler figurierter Köper kann auch vorbereitend auf 8 Schäfte anders betrachtet werden:

Links erfolgt der Einzug auf den Musterschäften immer gerader Schaft (g), ungerader Schaft (u):
2-3, 2-3, 2-3, 2-3, 4-3, 4-3, 4-3, 4-3

In der Mitte: ein Wechsel von „g-u“ auf „u-g“ bewirkt einen Gratwechsel:
2-3, 2-3, 2-3, 2-3, 3-4, 3-4, 3-4, 3-4

Gleiches gilt für die Trittfolge, siehe rechtes Beispiel. Für den Einzug oben rechts im „Fensterbereich“ ergibt sich nach 3x „g-u“ ein Wechsel auf 3x „u-g“: 2-3, 2-3, 2-3, 3-2, 3-2, 3-2




Mit 8 Schäften kann das eigentliche Spiel beginnen.

Bei 8 Schäften sind 6 verschiedene Partien möglich; das gilt für den Einzug und die Trittfolge.

Die Reihenfolge „g-u“ wird im Beispiel streng eingehalten, es gibt somit keinen Gratwechsel:
2-3, 4-3, 4-5, 6-5, 6-7, 8-7

 

 

 

Das Spiel der beiden Bindungen auf 8 Schäften und mehr entwickelt sich eher großflächig. Mit Hilfe einer Bildpatrone und natürlich mittels eines Computerprogramms können wir solche Gewebe gut planen. Alles beginnt mit einer Linie! 

 
Die sechs Schäfte der Bildpatrone (BP) stehen für die sechs möglichen Einzugspartien in der tatsächlichen Gewebepatrone :

BP 1: Schäfte 2 und 3
BP 2: Schäfte 4 und 3
BP 3: Schäfte 4 und 5
BP 4: Schäfte 6 und 5
BP 5: Schäfte 6 und 7
BP 6: Schäfte 8 und 7

Gleiches gilt für die Trittfolge.

Die Anbindung zeigt, welche Partien zusätzliche Hebungen erhalten.

Weiße Flächen zeigen Köperbereiche an, rote Flächen Panamabereiche. 


 
Wie wird das Ganze nun umgesetzt??! 


Jedes Kästchen in dem „Einzug“ der Bildpatrone (oben links) entspricht 3 Kettfäden in dem tatsächlichen Einzug der Bindungspatrone. D.h. wir setzen jeden dritten Kettfaden auf Schaft 1 und füllen die Lücken entsprechend mit zwei weiteren Kettfäden aus. Oben rechts neben dem „Einzug“ der Bildpatrone sind die Schäfte angegeben für einen durchgehenden Köpergrat, was man im Gewebebild darunter sehr gut sehen kann.

Hier noch die Erläuterung der Umsetzung von der „Anbindung“ der Bildpatrone (oben rechts) zur Anbindung der Bindungspatrone (unten rechts in der Vergrößerung):

Das kleine rote Quadrat in der „Anbindung“ der Bildpatrone entspricht dem roten Quadrat in der Anbindung der Bindungspatrone. Jedes Quadrat (Anbindepunkt) in der Bildpatrone steuert/betrifft zwei Schäfte und dementsprechend auch zwei Tritte. In der Bindungspatrone überschneiden sich jeweils zwei, bzw. drei „Quadrate“ in den Trittpartien. Die Einzugspartien, die nur auf Hebung angebunden sind, binden als Panama ab.
 

Wie kann nun noch der Köper, sozusagen im Hintergrund, figuriert gestaltet werden:



Von der Mitte der Kreise ausgehend, wurde hier nach jeweils zwei 3er-Kettfaden-Päckchen einfach die Einzugsrichtung gewechselt, Gleiches gilt natürlich auch für die Trittfolge:

 
 
In Ihrem Buch nutzt Marian Stubenitsky bis zu 32 Schäfte. Je mehr Schäfte zur Verfügung stehen, desto größer wird die Spielwiese; je größer die Spielwiese, desto hilfreicher ein computergesteuerter Webstuhl. Und der Code 1:2 ist nicht der einzige, es gibt noch den Code 1:1, 1:3 und 1:5, und natürlich kommen dann auch noch andere Bindungen mit ins Spiel. Weben ist einfach eine Welt mit immer wieder unendlichen Möglichkeiten, welche sich auftun.
 
Aber auch mit 8 Schäften und einem Trittwebstuhl ist schon vieles möglich, wie ich finde. 
So, nun bleibt mir nur noch euch viel Spaß beim Ausprobieren zu wünschen und mich bei Marian zu bedanken, dass Sie mir erlaubt hat meine Ausarbeitung zu diesem  Teil ihres Buches zugänglich zu machen!

Montag, 2. August 2021

Was war los auf unseren Webstühlen und Fingerloop - 01. August 2021

Kaum zu glauben, dass der letzte Treff ein Jahr her gewesen ist. So gab es auch viel zu erzählen und einiges zu zeigen. Aber erst einmal durften wir uns mit neuen Räumlichkeiten vertraut machen. Nachdem der Gemeinschaftsraum im Mettmanner Hofhaus nicht mehr zur Verfügung steht, haben wir im Caritas Netzwerktreff (ebenfalls in Mettmann) ein neues Zuhause gefunden und uns dort sehr wohl gefühlt.

Im großen Tischkreis haben wir unsere Gewebe ausgebreitet und im gemeinsamen Rundgang angeschaut, was mitgebracht worden ist. Und so unterschiedlich wie wir alle sind, sind auch die Projekte:


 
Zwei kleine Bildgewebe auf einfachen Papp-Webrahmen brachten etwas sommerliches Flair mit ihren leuchtenden Farben. Die Papprahmen müssen etwas auf Spannung stehen, das erleichtert das Weben und "Anschlagen".
 
Mit der Strickmühle aus Garn- und Trummresten hergestellte Kordeln wurden zu Topflappen/Topuntersetzern verarbeitet. Mit einem entsprechendenn Futter versehen wurden diese sogar weiter zu Teekannen-Wärmern verarbeitet.
 
 

 
Dann gab es natürlich auch das ein oder andere Handtuch und auch ein Schal hat sich in dieses Bild eingeschlichen. Die Bindung des Schals könnte man als "turned Saldräll" bezeichnen. Turned bedeutet, dass die Patrone nach links gedreht und nach rechts gespiegelt wird. Siehe auch unser Beitrag über Dräll: klick! Wer sich für die "Kreise" interessiert, wird z.B. hier fündig: on circles!



Als nächstes eine eingelesene Fleißarbeit, ein feiner Seidenstoff mit bunten Farbtupfern, ein Shadow-Weave, Badehandtücher mit Chenille im Schuss und wieder eine Resteverwertung in Form von Spültüchern.

Rechts die Patrone zum Seidenstoff mit Farbtupfern.







Und hier noch einige Wollgewebe von rechts nach links: ein Schal in einer Flechtköpervariation in feinem Merinogarn, ein Schultertuch in einer Alpaka-Wollsmischung mit Gerstenkorn-Fenstern, ein Kissenstoff in K1/3 und K3/1 aus selbstgesponnenem Coburger Fuchsschaf (diese werden noch in Einzelstücken pflanzengefärbt) und Schultertücher aus feiner Merinowolle (bereits mit Pflanzenfarben stückgefärbt - Krapp, Kiefernbraunporling und Reseda).

Rechts die Patrone für die Flechtköper-Variation.




 
Zum Schluss gab es noch die Möglichkeit "fingerloop braiding" - Fingerschlaufen-Flechten kennenzulernen. Wir haben eine Variante mit 5 Schlaufen ausprobiert. Hier einige Links zum Thema, leider wie so oft nahezu alles auf Englisch. Bei der Recherche im Netz hat sich mal wieder eine neue Welt aufgetan, so vielfältig sind hier die Möglichkeiten und Herangehensweisen. Mal sind die "Arbeitsfinger" die Zeigefinger, mal die Ringfinger.  Bei uns waren es die Zeigefinger.

loopbraider.com
sehr umfangreich

Video von Morgan Donner
so haben wir es gemacht

fingerloop.org/
ebenfalls sehr umfangreich

www.museumaargau.ch
Mit 6 Schlaufen, auf Deutsch

Fingerhäkeln
kein Fingerloop aber auch kleine Bändchen, einfach und auf Deutsch

So, das war's erst einmal. Mal schauen, ob es im September weiter gehen kann mit dem Treff!