Mittwoch, 15. August 2018

Anni Albers, ein Ausstellungsbesuch - 12. August 2018

Bis zum 09. September ist sie noch zu besuchen, die Ausstellung der Bauhaus-Künstlerin Anni Albers im K20 in Düsseldorf. Anschließend muss man dann bis London reisen, um sich im Tate Modern die Ausstellung anzuschauen. Dort ist sie vom 12. Oktober bis 27. Januar 2019 zu sehen.


Da Weber/innen immer gerne alles anfassen und Gewebe natürlich gerne von der Rückseite sehen möchten, mussten wir uns immer wieder bezähmen nicht zu nah an die Ausstellungsstücke heranzugehen.

Ein besonderes Ausstellungsstück ist ihre 1966 bis 1967 entstandene Arbeit "Six Prayers", eine Leihgabe des Jewish Museum in New York. Es erinnert an sechs Millionen ermordete Juden in Europa und ist von Anni Albers als meditative Gedankstätte an die Opfer des Holocaust erschaffen worden. Aus konservatorischen Gründen ist diese Arbeit in den letzten Jahrzehnten nur zweimal in Europa zu sehen gewesen!

Auf ihren Reisen nach Mexiko und Südamerika hat sie Technik der Bauchwebgurte kennengelernt. Leider ist im Deutschen mal wieder kaum etwas darüber zu finden. Wer mehr wissen möchte, muss sich dem englischen Sprachraum zuwenden: Backstrap Weaving. Diese Technik hat großen Einfluss auf ihre Weben genommen. Offensichtlich waren ihr der strikte Rahmen von Kette und Schuss, von Waagerechte und Senkrechte, zu eng. Durch händisches Eingreifen hat sie diesen Rahmen immer mehr aufgebrochen und große Freiheit in ihrer Gestaltung erlangt. 

Mich und meinen Mann hat der Besuch der Ausstellung sehr inspiriert. Momentan sind wir auf den Spuren ihrer Arbeit "With Verticals" von 1946 unterwegs und versuchen ihrer Webtechnik auf den Grund zu gehen - spannend! Wir gehen davon aus, dass sie einen Webstuhl mit 8 Schäften zur Verfügung hatte. Intensive Betrachtung des Webstückes (beste Auflösung in obigem Link gefunden - Zoom in), sowie erste theoretische Betrachtungen lassen darauf schließen, dass sie einen 3/3er Köper benutzt hat. Wir werden dann berichten, wenn wir unsere ersten praktischen Umsetzungen gemacht haben!

Hier weitere Links zu Anni Albers:




Mittwoch, 8. August 2018

Aus dem Nähkästchen - Paspeln, 29. Juli 2018

Bevor es an das eigentliche Thema ging, konnten wir noch einige mitgebrachte Gewebe bewundern. Zum einen gab es zwei Schals aus handgefärbten Ketten. Da bekommt man richtig Lust auch mal wieder zu färben!
Die Kissenbezüge sind in Stabdoppelgewebe-Technik gewebt - eine wahnsinnige Fleißarbeit! Auf jeden Fall haben sie uns so begeistert, dass wir im nächsten Jahr vielleicht einen Tag zum Stabdoppelgewebe machen werden; wir müssen nur noch die Fachfrau überzeugen, dass das schon gelingen wird. Denn so einfach zu verstehen ist es wohl nicht. Auf jeden Fall ist die Technik, welche sie gelernt hat eine andere, als wir es uns zusammengereimt haben. (Siehe unser Beitrag vom März: klick!).


Und dann ging es hinein in das eigentliche Thema: Paspeln! Wir wissen jetzt, dass es Taschenpaspeln, Kantenpaspeln (Biesen oder Keder) und auch Knopflochpaspeln gibt. Tip der Dozentin für das Nähen von Kissen mit Biesen: kostenlose Anleitung Kissenbezug. Unser Augenmerk lag auf der Taschenpaspel. Sie kann in eine Fläche eingesetzt werden, kann eine Taschenklappe beinhalten oder auch mit einem Riegel versehen werden. Sie kann nur zur "Zierde" eingearbeitet werden (ohne wirkliche Tasche dahinter),  oder die Öffnung zu einer innenliegenden Tasche bilden:


Ausgerüstet mit Bleistift und Geodreieck ging es dann konkret zur Sache. Wichtig ist absolut genaues Arbeiten, besser eine Probe aus dem gleichen Stoff nähen und dort Erfahrungen sammeln bevor es dann an das richtige Kleidungsstück geht. Jede von uns hat sich ein Muster mit den verschiedenen Stufen der Paspel genäht: 1. Paspelbereich aufmalen, 2. Paspeln entlang der Hilfslinien aufnähen, 3. Stoff aufschneiden, wenden und Paspeln sichern. 

Bei der ein oder anderen sah es am Ende auch richtig gut aus. 
Wir anderen müssen noch ein wenig üben. Aber, wir wissen ja jetzt wie es geht 😕😊!


Im Nachhinein habe ich nach "Anleitungen" im Netz gesucht und auch einige wenige gefunden. Ob ich es danach gelernt hätte? Da bin ich mir nicht sicher, eher nicht. Es fehlt immer das ein oder ander Detail. Nichts geht über die praktische Anleitung von einer, die sich gut damit auskennt, und die man vor allen Dingen bei Unklarheiten direkt fragen kann. Daher versuche ich auch gar nicht erst, hier eine Anleitung zu geben. Wie immer kam auch das leibliche Wohl nicht zu kurz. Ich sage euch, es war vielfältig und lecker!