Montag, 25. März 2013

TextilWerk in Bocholt

Wer sich das Textilwerk in Bocholt anschauen möchte, sollte unbedingt eine Führung mitmachen. Zwei Stunden lang begleitete uns unser MuseumsführungsTeam liebevoll durch die Ausstellung! Auch wenn man es kaum glauben mag, ist das Gebäude erst Ende der 80er Jahre neu erbaut worden. Nähere Informationen dazu: TextilWerk Bocholt.

Bevor die Webstühle arbeiten konnten, musste früher zunächst einmal die riesige Dampfmaschine in Betrieb genommen werden. Mit der in Bocholt aufgebauten Dampfmaschine konnten über die Transmission 300 Webstühle und die Maschinen in den zugehörigen Werkstätten versorgt werden. Heute steht die Dampfmaschine nicht mehr unter "Dampf". Sowohl die Dampfmaschine als auch die Transmission werden heute zu Vorführungszwecken elektrisch angetrieben.


Bevor es ans eigentliche Weben gehen kann ist erst einmal die Kette auf den Webstuhl zu bringen, und sind die Schussspulen zu befüllen. Anders als bei uns Handweber/innen geschieht das alles maschinell (bis auf das Litzen- und Blattstechen) :


Bis zu 600 Kettfäden können in Bocholt in einem Gang gezettelt werden. Jetzt wissen wir auch alle warum man von Zetteln spricht: wenn beim Zetteln ein Kettfaden reißt, kann man das Fadenende zur Kone hin schnell finden. Anders verhält es sich mit dem bereits aufgewickelten Faden. Daher wird an dieser Stelle nicht lange gesucht um anzuknoten, sondern ein reichliches Stück des weiteren Fadens um einen kleinen Papierzettel gewickelt. Dieser wird einfach zwischen die letzte Runde der bereits aufgewickelten Kette gesteckt und weiter geht es erst einmal. Leider war ich nicht schnell genug, und schon war der Zettel auch schon wieder unter der Kette verschwunden.

Nächste Station ist die Schlichte, in der bis zu 4 solcher Ketten zusammen geführt werden, also Ketten bis zu insgesamt 2400 Kettfäden erstellt werden können.

Tja, und dann kamen wir zu einer automatischen Schuss-Spul-Maschine, und einhellige Meinung war: eine würde uns schon jeweils reichen; da wurden wir alle neidisch, wie man am Ende auch hören kann:

Und weiter ging es durch den großen Websaal, zu den verschiedenen Schaftmaschinen, dem Bandwebstuhl, dem Jaquardwebstuhl, ...
An der Kartenschlagmaschine wurde dann noch einmal Silke neidisch, verfügt das TextilWerk Bocholt noch über eine größere Menge an Karten-Rohlingen, die sie in ihrer Scheune auch gut gebrauchen könnten.


Vom Spinnen kennt die/der ein oder andere ihn ja bereits, den sogenannten Drecksack! Aber an einem Webstuhl haben wir ihn hier zum ersten Mal gesehen. Vollkommen simpel zu bedienen, wie man so nebenbei auf dem Video sehen kann:

Bis zu 6 Webstühle hatte ein Weber zu bedienen, und laut war's:


Bevor wir uns die Wohnung eines Webermeisters anschauen konnten ging es noch ins Kontor, wo unter anderem auch die Löhne ausgezahlt wurden.



Man beachte besonders die Anweisung für das häusliche Glück, rechts unten! Alles klar?


Nach einer ausgiebigen Pause im Café ging es dann noch einmal zurück in den Websaal, zur "Popeline-Ausstellung". Dabei entstand eine heftige Diskussion um den Begriff Popeline. Laut Aushang in der Ausstellung und auch laut mehreren textilen Fachbüchern versteht man unter Popeline "ein leinwandbindiges Baumwoll- oder Chemiefasergewebe mit leicht ripsartigem Charakter durch Verwendung eines dickeren Schussfadens", so ungefähr. Als Weber/in hat man es dann nicht leicht, wenn man sich nicht vorstellen kann, wie die gezeichneten Entwürfe in Leinwand umgesetzt werden könnten, es sei denn durch Bedrucken. Oder wenn einige Gewebe eindeutig andere Bindungsanteile zeigen.


Und wenn ihr meint, dass ihr nun wisst, was Popeline ist, dann folgt doch einfach mal diesem Link:

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