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Wie heißt es so schön: "Auf dem zweiten sieht man besser!" Wir könnten sagen: "Beim zweiten mal sieht man besser!" In 2017 war Deflected Double Weave zum ersten mal Thema im WeberTreff (hier geht es zum Beitrag aus 2017!). Da es in 2025 unser Jahresthema ist, haben wir uns beim letzten Treff wieder mit dieser Bindung beschäftigt. An einem Tag, bzw. in ein, zwei Stunden, ist natürlich nur ein Einblick in die grundlegenden Funktionsweisen möglich. Diese Bindungsfamilie ist einerseits sehr einfach aufgebaut, andererseits in all ihren Möglichkeiten wieder hoch komplex.
Wie funktioniert Deflected Double Weave? Sowohl in Kette als auch in Schuss arbeiten zwei Systeme partieweise miteinander. Dabei gelten streng genommen folgende Regeln:
- von Partie zu Partie wechselt die Farbe, also A - B - A - B - A ... sowohl in Kette als auch in Schuss
- trifft Farbe A im Schuss auf Farbe A in der Kette, so binden die Fäden in der Grundbindung ab
entsprechendes gilt für Farbe B - trifft Farbe A auf Farbe B (oder Farbe B auf Farbe A), so ist entweder nur die Kette zu sehen (Ketthebungen) oder nur der Schuss (Kettsenkungen)
Farbe A ist im unteren Beispiel Dunkelgrau und Farbe B Hellgrau. Die Grundbindung ist Leinwand, so dass jede Partie zwei Schäfte, bzw. zwei Tritte benötigt. Das zweite Bild von links zeigt die Bindungspatrone für ein Deflected Double Gewebe; trifft Dunkelgrau im Schuss auf Hellgrau in der Kette (und umgekehrt), so sind die entsprechenden Kettfäden gesenkt und somit jeweils der Schuss zu sehen. Daraus ergeben sich waagerechte Streifen auf der Oberseite des Gewebes, die Unterseite zeigt senkrechte Streifen.
Entfernt man alle hellgrauen Kett- und Schussfäden, entfernt also das hellgraue System komplett, bleiben nur noch die dunkelgrauen Kett- und Schussfäden übrig (zweites Bild von rechts). Alle dunkelgrauen Kett- und Schussfäden binden komplett leinwandmäßig miteinander ab! Dasselbe gilt natürlich auch für das hellgraue System: entfernt man alle dunkelgrauen Kett- und Schussfäden bleiben die hellgrauen Fäden übrig, und auch diese binden komplett leinwandmäßig miteinander ab (rechtes Bild.
Ganz links ist die entsprechende Bildpatrone zur vollständigen Webpatrone zu sehen. Eine Bildpatrone ist eine verkürzte Darstellung einer vollständigen Webpatrone. In diesem Fall steht ein dunkelgraues Kästchen im Einzug für vier Kettfäden, abwechselnd eingezogen auf den Schäften 1 und 2. Ein hellgraues Kästchen steht für vier Kettfäden, abwechselnd eingezogen auf den Schäften 3 und 4. Entsprechendes gilt für die Tritte. Ein dunkelgraues Kästchen im Tritt steht für vier dunkelgraue Schussfäden, abwechselnd Tritt 1 und 2 getreten, ein hellgraues Kästchen im Tritt steht für vier hellgraue Schussfäden, abwechselnd Tritt 3 und 4 getreten. Ein hellblaues Kästchen in der Anbindung der Bildpatrone steht für die Anbindung der Grundbindung, in diesem Fall also Leinwandbindung.
Was geht noch mit vier Schäften? Die Bereiche in der Anbindung, welche leinwandmäßig abbinden, sind sozusagen tabu, dort werden keine Änderungen vorgenommen.
In diesem Beispiel sind auf den Tritten 1 und 2 die Schäfte 3 und 4 nun
auf Hebung geschnürt: immer wenn dunkelgrau eingeschossen wird werden
die hellgrauen Kettfäden gehoben, der dunkelgraue Schuss flottet unten
und ist auf der Oberseite nicht zu sehen. Auf den Tritten 3 und 4 sind
die Schäfte 1 und 2 nun auf Hebung geschnürt: immer wenn hellgrau
eingeschossen wird werden die dunkelgrauen Kettfäden gehoben, der
hellgraue Schuss flottet unten und ist auf der Oberseite nicht zu sehen.
Es entstehen senkrechte Streifen auf der Oberseite, die Unterseite
zeigt waagerechte Streifen.
Es entsteht jeweils eine Art löcheriges Leinwandgewebe, oben in hellgrau, unten in dunkelgrau.
Hier nun die Umkehrung: Auf den Tritten 3 und 4 (also bei hellgrauem Schuss) werden die Schäfte 1 und 2 (also die dunkelgrauen Kettfäden) auf Hebung geschnürt. Auf den Tritten 1 und 2 (also bei dunkelgrauem Schuss) sind die Schäfte 3 und 4 (also die hellgrauen Kettfäden) auf Senkung geschnürt.
Es entsteht jeweils eine Art löcheriges Leinwandgewebe, oben in dunkelgrau, unten in hellgrau.
Mit vier Schäften sind die Möglichkeiten reduziert auf die Kombination waagerechter und senkrechter Streifen. Im folgenden Beispiel ist im oberen Bereich jeweils die Oberseite, darunter die Gewebeunterseite abgebildet:
Beim rechten Beispiel wird von der strengen Abfolge A-B-A-B in der Schussfolge abgewichen. Auf der Oberseite ergibt sich dadurch nur eine geringe Verschiebung des Effekts. Auf der Unterseite ist die Auswirkung größer. Aus einer hellen "Leiter" wird eine dunkle "Leiter".
Und hier eine interessante Variation, gegen alle Regeln:
Auf den ersten Blick scheinen beide Gewebeoberseiten gleich auszusehen. Auf der linken Seite sehen wir das Beispiel von weiter oben, "echtes" Doppelgewebe, Oberseite dunkelgrau, Unterseite hellgrau.
Auf der rechten Seite sieht das Ganze vollkommen anders aus:
- im Schuss wird nur Dunkelgrau verwendet
- in der Anbindung wird die Leinwand "versetzt"
Beschränkt man sich auf die Verwendung von zwei Farben, kann man ganz gut mit Hilfe von Bildpatronen entwerfen:
Auf der rechten Seite ist eine zweite Möglichkeit dargestellt, die Schäfte auf die Partien zu verteilen. Links wird ein Schaftpaar nach dem anderen belegt, so wie wir es bisher kennen. Zur Erinnerung: jede "Schaftreihe" in der Bildpatrone steht hier für zwei tatsächliche Schäfte.
Zum einen gibt es von der Interessengemeinschaft Handweberei in Sindelfingen ein Heft zum Deflected Double Weave auf deutsch, 8,00 €, zzgl. Versand
https://www.haus-der-handweberei.de/
Zum anderen ein Buch von Marian Stubenitsky "Double Twist" auf englisch und niederländisch für 47,50 €, zzgl. Versand
https://weefschool.nl/en/books/double-with-a-twist
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