Bei der Programmgestaltung für 2025 tauchte der Wunsch auf, dass wir uns doch mal das Thema Cordbindungen anschauen könnten. Macht man sich im weltweiten Netz auf die Suche Webbeispielen, so findet man: so gut wie nichts! Auch im Englischen Sprachbereich ist nichts Erhellendes zu finden. Dabei ist diese Bindungsfamilie eigentlich einfach zu verstehen. Bereits mit 3 Schäften sind Umsetzungen möglich, also auch auf Webrahmen mit zwei Gatterkämmen zu arbeiten. Selber hatte ich mich vorher auch noch nicht mit Cordbindungen beschäftigt, also war es auch für mich Neuland.
So haben wir uns zunächst eingehend mit dem Längscord beschäftigt, bei dem sich Rippen in Kettrichtung ausbilden. Wie schon gesagt, reichen 3 Schäfte aus, um einen Längscord zu weben:
Die linke Seite der oberen Collage zeigt die gewünschte Gewebeoberseite und die rechte Seite die Gewebeunterseite, sowohl in der Bindungspatrone als auch im Gewebebild:
Auf den Schäften 1 und 2 werden die Kettfäden für die Bindung der Rippen eingezogen, hier Leinwandbindung. Auf Schaft 3 werden "Schnittfäden" eingezogen, welche die Rippen voneinander trennen. Bei dieser Art von Cordbindung haben die Schüsse unterschiedliche von einander getrennte Funktionen. Die Schüsse 1 und 3 arbeiten die Leinwandbindung (Bindungsschüsse), die Schüsse 2 und 4 (Tritt3) arbeiten als Verstärkungsschüsse (Hohlschüsse); sie flotten unterhalb der Rippen und werden nur durch die Schnittfäden angebunden.
Da bei diesen Verstärkungsschüssen bis auf die "Schnittfäden" alle Kettfäden gehoben würden, empfiehlt es sich mit der Gewebeunterseite nach oben zu weben (rechte Seite der obigen Collage).
Je nachdem wie der Einzug auf den Schäften 1 und 2 erfolgt, zeigen die Schnittfäden ein unterschiedliches Erscheinungsbild, obwohl sie in sich leinwandmäßig abbinden. Im kleineren rechten Kreis kann man sehen, dass die Kettfäden rechts und links des Kettfadens identisch abbinden, sie sind auf dem selben Schaft eingezogen. Die beiden Schussflottierungen oberhalb und unterhalb der roten zentralen Kettflottierung können so zusammenrutschen, was man sehr gut im unteren Gewebebild sehen kann.
Im größeren linken Kreis hingegen kann man sehen, dass die Kettfäden nicht identisch abbinden, sie sind auf unterschiedlichen Schäften eingezogen. Das verhindert ein Zusammenrutschen. Ob die Anzahl der Kettfäden in den Rippen gerade oder ungerade ist, ist dabei unerheblich. Es kommt nur darauf an, ob rechts und links des Schnittfadens auf dem gleichen Schaft eingezogen wird oder eben nicht.
Im nachfolgenden Beispiel ist das Verhältnis von Bindungsschüssen und Verstärkungsschüssen verändert worden. Oben war das Verhältnis 1:1 (also immer abwechselnd). Nachfolgend ist das Verhältnis 2:1, auf zwei Bindungsschüsse folgt jeweils nur ein Verstärkungsschuss:
Für die nächsten Beispiele werden vier Schäfte benötigt. Der Einzug erfolgt in zwei Partien. Hier erfüllt jeder Schuss beide Funktionen: in einer Partie arbeitet er als Bindungsschuss und in der jeweils anderen als Verstärkungsschuss. In einer Partie ist er hier Teil der Leinwandbindung, während er in der jeweils anderen Partie komplett unterhalb flottiert. Dadurch ist es möglich durch die Verwendung zweier Schussfarben unterschiedlich farbige Rippen zu weben. Das Schussfadenverhältnis ist hier 2:2, also zwei Schüsse der ersten Trittpartie (Tritte 1 und 2) wechseln sich mit zwei Schüssen der zweiten Trittpartie (Tritte 4 und 3) ab. Die Rippenbildung in dem Bereich mit sechs Kettfäden je Einzugspartie ist wesentlich stärker ausgebildet als im Bereich mit nur fünf Kettfäden je Einzugspartie. Die linken Rippen sind schmaler, obwohl sie wie gesagt mehr Kettfäden je Rippe aufweisen Dadurch können sie sich jedoch auch deutlich höher wölben. Irgendwo habe ich gelesen, dass es nicht weniger als vier Kettfäden je Rippe sein dürfen:
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