Sonntag, 16. Juni 2019

Praxistage im Alten Haus in Heischeid 25.-26. Mai 2019

Es fühlte sich fast an wie gestern, als wir uns wieder in Juttas Handweberei zu einem Weber-Wochenende getroffen haben. Vor allen Dingen als es noch einmal um das Thema Stabdoppelgewebe ging. Zunächst einmal stand jedoch das Ausprobieren unserer Mitmachaktion für den Wollmarkt in Euskirchen auf dem Programm. Mit Zirkel und Geodreieck wurden Schablonen erstellt, und anschließend Prototypen gefertigt. Wie immer zeigen sich erst beim Tun all die schwierigen kleinen Stellen, auch wenn es vorher noch so einfach erscheint.


Leider konnte unsere "SamstagsReferentin" für das Stabdoppelgewebe kurzfristig nicht dabei sein, und wir mussten uns mal wieder selber durchwurschteln. Egal in welche Literatur wir geschaut haben, immer war die Anleitung nicht eindeutig, bis verwirrend. Unsere Sonntagsreferentin konnte uns dann schon etwas weiterhelfen und dieses Video entstand:


Es fehlte nur noch eine Kleinigkeit, das Einlegen des zweiten Lesestabes hinter der Lade. Hier also noch die Anleitung von Gerda:

Die Technik zum Stabdoppelweben - Leinwand

Grundkette auf 2 Schäften:
entweder Schaft 1 und 2 (Rollenzugwebstuhl) oder Schaft 1 und 3 (Kontermarsch, hier Hochzug am Klick)

Musterkette auf 2 Schäften:
entweder Schaft 3 und 4 (Rollenzugwebstuhl) oder Schaft 2 und 4 (Kontermarsch, hier Hochzug am Klick)

In unserem Beispiel ist die Grundkette dunkelgrün und die Musterkette hellgrün. Wenn die Kette im Webstuhl eingerichtet ist, wird klassischer weise zuerst ein hier dunkel- und hellgrüner Saum gewebt:
  • Grundkette gehoben, 1 Schuss, Musterkette gehoben, 1 Schuss, usw., ca 10 Schüsse.
  • Danach wird die Musterkette gesenkt (Grundkette gehoben) und eine Leseleiste hinter der Lade zwischen die beiden Ketten geschoben . Nun 2 Schuss in der Musterkette weben , dann 2 Schuss in der Grundkette weben . Dieses wird so oft wiederholt wie gewünscht. Die letzten beiden Schüsse müssen in der Grundkette erfolgen.
  • Zuletzt muss die Leseleiste aus der Kette gezogen werden.
Nun kann es mit dem eigentlichen Stabdoppelgewebe beginnen:


Die hellgrüne Musterkette soll gewebt werden. 

1. Schritt
Die dunkelgrünen Grundkettfäden müssen aufgelesen werden.

Dafür wird die Grundkette gehoben und mit einer Leseleiste das dunkelgrüne „Gegen-Muster“
aufgelesen. Kette wieder in neutrale Stellung bringen.







2. Schritt
Die Leseleiste hochkant an die Lade drücken, die 2. Leseleiste hinter der Lade unter die gehobenen Grund-Kettfäden schieben.












3. Schritt
Die 1. Leseleiste vorn aus der Kette ziehen . Die Lade nach vorn ziehen , die Musterkette mitsamt Leseleiste und ausgelesenen Grundkettfäden heben und die 1. Leseleiste auf die verbliebenen Grundkettfäden schieben.

Kette wieder in neutrale Position bringen.




4. Schritt
Wenn nun die Musterkette zwischen den Leseleisten und der geteilten Grundkette liegt, kann in die Musterkette gewebt werden.

1. Schaft der Musterkette heben, einen Schuss weben,
2. Schaft der Musterkette heben, einen Schuss weben.

Dabei webt der Schuss immer abwechselnd in der oberen und unteren Lage, taucht also immer wieder auf und ab. Nach dem 2. Schuss die Leseleisten entfernen.

Jetzt muss in der dunklen Grundkette gewebt werden.  

5. Schritt
Nun die hellgrüne Musterkette anheben und auslesen , Kette in neutrale Stellung bringen.











 
6. Schritt
Die 1. Leseleiste an die Lade drücken, die 2. Leseleiste hinter der Lade unter die gehobenen Muster-Kettfäden schieben (hier Metallstange).





7. Schritt
Die 1. Leseleiste vorne herausziehen, Lade nach vorne ziehen und die 1. Leseleiste auf die verbliebenen Musterkettfäden schieben.








8. Schritt
Nun die Grundkette weben:

1. Schaft der Grundkette heben, einen Schuss weben,
2. Schaft der Grundkette heben, einen Schuss weben.
Nach dem 2. Schuss die Leseleisten wieder entfernen .

Und nun das Ganze immer wieder von vorn!
 
Literatur:

Die Kunst des Doppelwebens, Anneliese Machschefes
Handbuch Weben, Erika Arnd
Die Kunst zu Weben, Else Regensteiner




Freitag, 14. Juni 2019

Wollmarkt in Kuchenheim 02. Juni 2019

Wie auch schon in den letzten Jahren konnten wir als WeberTreff auf dem Wollmarkt im LVR-Museum Tuchfabrik Müller das Weben lebendig vermitteln. Wir waren zu siebt, und doch zuweilen zu wenige, um all dem Andrang gerecht zu werden. Mit Brettchenweben, mobilen Bildweben auf kleinen PappWebrahmen, Schauweben am Ashford-Webstuhl, Selber-weben-Ausprobieren am Klick und Mitmachaktion am großen Tisch hatten wir im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun.


Es war einfach faszinierend, mit wieviel Spaß und Ernst Groß und Klein konzentriert bei der Sache waren. Hier eine kleine Collage der entstandenen Werke. Eigentlich wollte ich alle fotografieren; aber irgendwie sind mir doch wohl einige durchgegangen.


Hier auch noch das Rezept für die Amerikaner, mit denen uns Gerda verwöhnt hat:


Zum Ende waren wir alle geschafft und zufrieden mit dem Tageswerk. Zufrieden war wohl auch die Museumsleitung mit uns. Obwohl eine von uns noch zu aller letzt beim Rangieren ein kleines Malheur angerichtet hat, war der Kommentar: Hauptsache, Sie kommen im nächsten Jahr wieder!

Freitag, 19. April 2019

Falscher Kettrips am 24. März 2019

Ausgerüstet mit Lineal und Buntstiften haben wir uns mit dem "falschen" Kettrips auseinander gesetzt. Kennzeichen dieser Bindungsfamilie sind eine sehr enge Kettstellung, so wie die abwechselnde Verwendung eines dicken und eines dünnen Schussfadens. Beide Schussfäden sind im eigentlichen Gewebe nahezu nicht zu sehen, außer an den Geweberändern.

Zur Vorbereitung des Themas diente das Buch von Lucienne Coifman, leider wie so oft in Englisch. Hier der Link zu ihrer Website: Galerie

Auf den ersten Blick scheint es eine sehr einfache Bindung zu sein. Aber schon der zweite Blick belehrt eines Besseren. Je tiefer man in das Thema eindringt, je mehr Schäfte ins Spiel kommen, desto komplexer wird das Ganze. Verblüffend ist, dass schon mit zwei Schäften sehr viel mehr möglich ist, als man denkt. 


Wie man sehen kann, waren alle intensiv bei der  Sache und man konnte den ein oder anderen Groschen fallen hören. So nebenbei bemerkt: das Weben mit Buntstiften hat auch ganz gut funktioniert. 

Zu unserer Freude war auch Maria wieder einmal beim WeberTreff. Maria hat den WeberTreff mit begründet und es hat sie "leider" nach Frankreich verschlagen; das ist verständlicher Weise doch etwas zu weit weg um immer zum Treff zu kommen.

Sonntag, 3. Februar 2019

Bandweben mit dem Gatterkamm am 27. Januar 2019

"Weber/innen an die Kette gelegt!" So kann man den ersten WeberTreff im neuen Jahr auch umschreiben.


Das Bandweben ist wieder eine ganz eigene Web-Welt für sich und umfasst viele verschiedene Techniken, die sich auch uns Handweber/innen nicht so schnell erschließen. Auf jeden Fall verlangsamt es uns, und bündelt unsere Konzentration vor allen Dingen bei den eingelesenen Mustern.

So gibt es in diesem Beitrag keine tieferen Erläuterungen, sondern Links zu Seiten, die das viel besser können:









Und zu guter Letzt natürlich die Videos im weltweiten Web:
Videos zum Thema Bandweben auf Youtube

Und zu allerletzt: 
http://www.dreieichenhainer-webrunde.de - Bandwebgerät von Christel Diekmann
Leider gibt es keine näheren Angaben zu dem Gerät, man muss Frau Diekmann wohl anschreiben vermute ich. Auf jeden Fall ein vielseitiges praktisches einfaches Webgerät.


Dienstag, 4. Dezember 2018

Klick, klick, klick - Perlendreher am 25. November 2018

Schade, dass Bilder nicht vermitteln können wie sich ein Gewebe anfühlt. Denn wie eigentlich alle anderen Gewebe auch, hängt die Haptik eines Drehergewebes von vielen Bedingungen ab: verwendete Materialien und damit auch deren Elastizität, Stärke der Garne, Einzugs- und Anschlagsdichte, ... und hier auch die Anordnung der Dreher-Einheiten. 

Zwei Dinge fielen besonders auf: 
zum einen die starke Bauschigkeit oder auch Dreidimensionalität einiger Gewebe, der dunkelrote Schal unten links war auf dem Webstuhl noch doppelt so breit!

und zum anderen, wie man ebenfalls auf dem linken Bild bei dem blaugrauen Schal gut sehen kann, die Tatsache, dass aus einem auf dem Webstuhl rechteckigen Gewebe nach der Abnahme plötzlich eine Raute entstehen kann. Letzteres kann man zunächst als Fehler ansehen oder aber auch zum beabsichtigen System erheben!



 Wie der Perlendreher im Detail funktioniert könnt ihr den folgenden drei Skripten entnehmen:
Jedes Skript beschäftigt sich mit dem gleichen Thema und hat doch unterschiedliche Herangehensweisen, so dass sie sich zusammen wunderbar ergänzen. Und hier noch ein Gewebebeispiel in Anlehnung an Doris Vorschlag für eine Musterkette:


Auf dem Klick sah das Ganze dann so aus:


Wir wünschen viel Spaß beim Studium der Skripte und  natürlich beim praktischen Ausprobieren!

Samstag, 1. Dezember 2018

Wir sind dann mal weg!



Wie bei den zehn kleinen...    Nacheinander hat Gabriele ein Kästchen nach dem anderen verschwinden lassen! Eigentlich haben ihre Tücher 9 Farbstreifen (irgendwie wollten nie alle auf ein Bild 😉).
Bei einer normalen Kontermarschanbindung bräuchte sie also 9+1=10 Einzugs- und Trittpartien mit jeweils 4 Schäften bzw. Tritten: 40 Schäfte und 40 Tritte!

Sie hat es mit 8 Schäften und 8 Tritten realisieren können - dank Anni Albers, bzw. dank unserer Aufarbeitung ihrer WebArbeit "With verticals":


Rechts die "normale" Patrone. Die Schäfte bzw. Tritte 1 bis 4 werden für die Partien mit durchgehendem Köper 1/3 genutzt. 

Jede Partie, die etwas anderes zeigen soll braucht jeweils 4 neue Schäfte und dementsprechend 4 neue Tritte.

Das war Gabrieles eigentlicher Entwurf - bis sie den Artikel zu Anni Albers gelesen hat.


Soll in einem Streifen das Kästchen verschwinden, braucht es weitere 4 Schäfte und vier Tritte. Damit wären es schon 12 Schäfte und 12 Tritte. 

Der Trick, den Anni Albers ja angewendet haben muss, ist den Schuss an einer definierten Stelle aus dem Gewebe zu ziehen, umzutreten, und an gleicher Stelle wieder abtauchen zu lassen.



Durch den Farbwechsel sind diese definierten Stellen idealerweise vorgegeben. Der Bereich im grünen Kästchen wird einfach mit der ersten Trittpartie gewebt:

Anleitung zu lesen von unten nach oben:
Tritt 8 ⇦ Tritt 4
Tritt 7 ⇨ Tritt 3
Tritt 6 ⇦ Tritt 2
Tritt 5 ⇨ Tritt 1


Eine wie ich finde wunderbare Weiterentwicklung einer Idee: vom Auftauchen eines Gratwechsels im Gewebe zum Abtauchen teilweiser Partien. Wir sind gespannt auf Weiteres!

Montag, 5. November 2018

Eine Woche mit Winnie Poulsen - 15. bis 19. Oktober 2018

Weben verbindet nicht nur Fäden in Form von Kette und Schuss, Weben verbindet auch die Menschen miteinander. Eine Weberin aus unserem Treff, selber Dänin, warf die Idee in den Raum, ein Seminar mit Winnie Poulsen zu organisieren. Und so schnell konnte man gar nicht schauen, wie sie mit Winnie einen Termin gefunden hatte, wie über "das Alte Haus" in Heischeid ein Seminarort gefunden und vor allen Dingen, wie schnell das Seminar belegt war.

Winnie Poulsen?! Sie hat früh für sich erkannt, dass sie von dem Verkauf von selbsgewebten Produkten nicht leben kann. Sie muss also nicht schnell weben und benutzt daher schon lange keinen Schnellschuss mehr. Liebevolle, aufwändigere Produktdetails wie spezielle Lösungen für Aufhänger, handgesäumte Abschlüsse und einiges mehr, sind Kennzeichen ihrer Arbeiten. Wer etwas mehr über sie erfahren möchte, sollte dänisch können: Fernsehbericht über Winnie Poulsen

Neben den Webstühlen in Juttas Webstube wurden noch transportable Webgeräte mitgebracht, so dass reichlich Webstühle einzurichten waren, bevor es dann mit dem Weben beginnen konnte. Und kein Webstuhl ist wirklich eingerichtet, wenn nicht die Kantfäden, oder auch Kantfädenbündel, mit ausreichend Gewicht (im Schnitt 1 Kilo!) ausgestattet sind. Da mussten wir dann spontan kreativ werden, was uns Weber/innen nicht schwer fällt:


"Die Kant" ist für Winnie so wichtig, dass sie sogar den Schnellschuss aus ihrem Weben verabschiedet hat, um sie so besser im Blick zu haben. Auch setzt sie gerne dünne Nylonfäden an die Kanten, um diese noch besser stabilisieren zu können. So kann es durchaus auch einmal passieren, dass an den Kanten jeweils zwei separate Gewichte zum Einsatz kommen. (obere Collage unten rechts). Nach dem Abnehmen des Gewebes vom Webstuhl werden diese Nylonfäden dann natürlich herausgezogen. Und dann nicht zu vergessen der Einsatz eines Breithalters. Alles geschieht, um die Kettfäden weitmöglichst zu schonen. Ein "so macht man das nicht" gibt es bei Winnie Poulsen nicht, sondern "was funktioniert, das ist gerade richtig".

Sogar das Wetter spielte mit in dieser Woche. Wir konnten draußen arbeiten und es uns auch gut sein lassen. Anhand mitgebrachter eigener Webstücke erläuterte Winnie, was ihr beim Weben wichtig ist und ließ uns an ihren Erfahrungen teilhaben. Ruckzuck war die Woche schon um.


Beim gemeinsamen Abschluss waren sich alle einig: wir hatten es richtig gut miteinander! Wir hatten eine gelassene Lehrerin, die in jeder Situation eine Lösung fand und auch selber mal unter den Webstuhl krabblelte. Wir hatten im "Alten Haus" einen Kursort mit vielen Möglichkeiten, keinen Zeitdruck, da einige  Kursteilnehmerinnen aus der Gegend kamen und in Ruhe "nachweben" können. Und vor allen Dingen hatten wir in Jutta eine wunderbare Gastgeberin!